177
Abtretung Spaniens und aller Inseln im Mittelmeere an. Sci-
pio aber forderte im stolzen Vorgefühle des Sieges unbedingte
Unterwerfung. Da brach Hannibal die Unterhandlung ab; der
Gott der Schlachten sollte jetzt entscheiden. Am folgenden Tage
begann der blutige Kampf. Mit Muth und Anstrengung fochten
beide Heere, aber die Kräfte waren zu ungleich. Hannibal hatte
außer wenigen Kerntruppen, die er aus Italien mitgebracht, nur
ungeübte, erst vor Kurzem geworbene Miethssoldaten. Er er-
munterte sie durch Wort und That, aber sein ermunternder
Schlachtruf verhallte wie ein matt rollender Donner; von allen
Seiten wich das feige Miethsgest'ndel zurück. Auf das hart-
nackigste fochten aber die altgedienten Krieger, die er selbst an-
führte. Er stand, wie sonst, mitten im Gedränge, wo der Kampf
am hitzigsten war, ihnen zur Seite. Alle Angriffe der Römer
wurden von diesen Tapfern mit unerschütterlichem Muthe zurück-
geschlagen. Endlich jedoch brach auch ihre Kraft; Hannibal ent-
kam mit einer kleinen Schar nach Adrumetum. Dieser rieth jetzt
selbst seinen Mitbürgern zum Frieden, als zu dem einzigen Ret-
tungsmittel vor völligem Untergange; auch Scipio wünschte ihn,
damit nicht etwa ein anderer Consul ihm die Ehre rauben mögte,
den Krieg geendigt zu haben. Das von der Land- und Seeseite
her bedrohete Karthago nahm den Frieden an, welchen der Sie-
ger unter sehr harten Bedingungen bewilligte. Es mußte auf
Spanien, seine letzte Kraft, verzichten; seine Flotte bis auf zehn
Schiffe, zur Nothwehr gegen Seeräuber, ausliefern; den Ma-
sinissa, seinen Erbfeind und künftigen Beobachter, als König
von Gesammt - Numidien anerkennen; innerhalb fünfzig
Jahren zehntausend Talente (fast zwölf Millionen Thaler) Krie-
geskosten bezahlen und geloben, keinen Krieg ohne Einwilligung
der Römer zu führen. Nicht ohne Widerspruch wurden diese
Bedingungen im folgenden Jahre (201) in Rom vom Senate
bestätigt.
Jetzt kehrte Scipio über Sicilien nach Rom zurück. Der
ganze Weg durch Italien glich einem ununterbrochenen Triumph-
zuge. Alle Straßen, auf welchen er reifete, waren mit Menschen
angefüllt; alle wollten den Helden sehen, der den furchtbarsten
Feind Roms besiegt und seine Vaterstadt auf den höchsten Gip-
fel der Macht und des Ruhmes erhoben hatte. Als er sich Rom
Wetter, Geschichte der Römer, 12
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187
Erklärung, ob er die Eroberung wieder herausgeben wolle oder
nicht. Und als der König durch Ausflüchte auszuweichen suchte,
zog der Gesandte um ihn einen Kreis mit den Worten: „Bevor
du aus diesem Kreise trittst, mußt du dich entscheiden!" Darüber
erschrak der König so sehr, daß er auf der Stelle nachgab.
Nach dessen Tode hielten die Römer den eigentlichen Thronerben
Demetrius als Geißel zu Rom zurück, und setzten den neunjäh-
rigen Antiochus V. ein, um die Vormundschaft über den Unmün-
digen führen zu können; aber Demetrius entfloh aus Rom und
bemächtigte sich seines Thrones. Ägypten theilten sie unter die
beiden Brüder Philometor und Physkon, um das Reich durch
Zerstückelung zu schwächen.
Durch jene Siege, welche die Herrschaft der Römer im
Osten ausbreiteten, war eine außerordentliche Beute in den rö-
mischen Staatsschatz zusammengeflossen. Insbesondere hatte Ämi-
lius Paulus in seinem prunkvollen Triumphzuge eine so große
Masse des geprägten und ungeprägten Goldes und Silbers, der
Edelsteine und anderer Kostbarkeiten mit aufgeführt, daß von
nun an, zum Nachtheile der Sitten, des Ackerbaues und des
häuslichen Glückes, alle Steuern für römische Bürger in Italien
hundertvierundzwanzig Jahre hindurch aufhörten.
Der dritte punische Krieg. 149—146
§. 45. Karthago's Untergang. 146.
Jetzt schien endlich auch die passende Zeit gekommen zu
sein, den letzten Schlag gegen das verhaßte Karthago auszufüh-
ren. Während des fünfzigjährigen Friedens hatte dieses durch
seinen noch immer nicht unbedeutenden Seehandel und durch den
Verkehr mit dem Innern Afrika's allmälig sich wieder erholt
und- war zu einem Wohlstände gelangt, der die neidischen Blicke
der Römer bald wieder auf sich zog. Es beunruhigte sie, diese
alte Nebenbuhlerin zu einer neuen gefährlichen Macht aufblühen
zu sehen, und schon ließen im Senate Stimmen sich vernehmen,
die, um alle Besorgniß für die Zukunft zu heben, Karthago's
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195
men daselbst, bevor die Römer in den völligen und ruhigen
Besitz der Halbinsel kamen; denn erst unter dem Kaiser Augu-
ftus, 19 vor Chr., wurden die letzten Cantabrer unterworfen.
Der Kampf begann bald nach Seipio's Abgang und wurde
mit wechsendem Erfolge fortgeführt. Mehre römische Feldherrn
erlitten bedeutende Niederlagen. Dagegen unterwarf der Cónsul
M. Poreius Cato durch einen entscheidenden Sieg über die
Celtiberer das diesseitige Spanien (195) und ließ an einem
Tage die Mauern aller Städte schleifen. Auch Sempronius
Graechus siegte (179) über die Celtiberer im diesseitigen
und über die Lu sitan er im jenseitigen Spanien, worauf der
Krieg einige Jahre hindurch ruhete. Dann erregte die Habsucht
und Grausamkeit römischer Statthalter neue Aufstände; und im
Jahre 153 erhoben sich die Lusitaner und Celtiberer gemein-
schaftlich zu neuen Versuchen der Rache und Rettung. Zwanzig
Jahre lang wurde ununterbrochen fortgekämpft, und der Krieg
nahm einen neuen Aufschwung durch den Frevel des Prätor
Sulpieius Galba. Dieser hatte den Lusitanern fruchtbare
Landstriche versprochen, wenn sie die Waffen niederlegen wollten;
und als dieses geschehen, ließ er mehre tausend wehrlos Ver-
sammelte verrätherisch niederhauen. Nur Wenige entkamen dem
Blutbade, unter diesen V i r i a t h u s. Dieser außerordentliche
Mann, erst Hirt, dann Jäger und, wie ihn die Römer nannten,
Räuber '), aber ein Räuber, der, wenn ihn das Glück begün-
stigt hätte, Spaniens Nomulus geworden wäre -), stellte sich voll
brennender Begierde nach Rache und Rettung an die Spitze des
Volkes. Acht Jahre hindurch (148—140) lockte dieser listige
und kühne Parteigänger die gegen ihn ausgesandten römischen
Heere in die Gebirge und vernichtete sie hier fast alle durch
plötzlichen Überfall. Die Römer sahen sich endlich genöthigt,
mit ihm einen Friedensvertrag einzugehen, in welchem die Frei-
*) Viriathus primum ex pastore venator et ex venatore latro, mox
justi quoque excercitus dux factus, i.iv. epit. L. Ii.
2) Dux atque imperator, et si fortuna cessisset, Hispaniae Romu-
lus. Flor. Ii. — Der Begriff „Räuber" (Guerillera) durchzieht fast alle
Berichte der Römer, die eine solche Art der Kriegführung nicht fassen
konnten. In ähnlicher Weise nannte Napoleon damals in den Befreiungs-
kriegen die Anführer der spanischen und deutschen Freischaren brigands.
13*
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Extrahierte Personennamen: Poreius_Cato Sempronius
Graechus Dux Napoleon
:
250_______
römische Provinz eingerichtet (75); allein bei der Fortdauer der
Unruhen in Asien und Nom hatten sie sich bald von ihren Ver-
lüsten erholt und erschienen zahlreicher als je. Sie hatten mehr
als tausend Schiffe, mit welchen sie das ganze mittelländische
Meer, von der Küste Syriens bis zu den Säulen des Herkules,
befuhren. Ihre Gefangenen schleppten sie in die befestigten Plätze
an den Küsten und forderten ungeheure Summen als Lösegeld
von ihnen; und wenn die Unglücklichen dieses nicht aufbringen
konnten, so wurden sie in das Meer geworfen. Besonders lan-
deten die Seeräuber an der Küste von Italien. Hier plünderten
sie Städte und Landhäuser und überfielen sogar unter den Au-
gen Rom's die Hafenstadt Ostia. Viele vornehme Römer und
Römerinnen, selbst Prätoren mit allen Abzeichen ihres Amtes
wurden auf offener Straße ergriffen und als Gefangene abge-
führt, um ein hohes Lösegeld von ihnen zu erpressen. Geldsen-
dungen und Kornfuhren nach Rom wurden von ihnen aufgefan-
gen; und bereits drohete eine Hungersnoth in der Stadt aus-
zubrechcn *). Da trat (67) der Tribnn A. Gabinius mit
dem Vorschläge auf (lex Gabinia), man möge einem Consularen
für drei Jahre mit unumschränkter Gewalt und ohne Verant-
wortlichkeit den Oberbefehl über das ganze Mittelmeer und des-
sen Küsten dergestalt übertragen, daß er die Stärke des Land-
und ^Seehecres, die Beiträge an Geld und Geräthe frei be-
stimmen und fünfzehn Unterfeldherrn sich ernennen dürfe. Ob-
gleich Pompejus nicht namentlich vorgeschlagen war, so wußte
doch Jeder, daß nur er gemeint sei. Vergebens widersetzte sich
der Senat einem eben so beispiellosen als verfassungswidri-
gen Anträge; Pompejus selbst spielte anfangs den Bescheide-
nen und schlug die höchste Gewalt aus. Allein das Volk lehnte
nicht nur alle Einwürfe zu Gunsten seines Gönners ab, sondern
stieß auch die von einem Tribunen vorgeschlagene Theilung der
höchsten Gewalt mit einem solchen Geschrei zurück, daß ein vor-
überziehender Rabe, heißt es, betäubt herabfiel M Der Antrag
wurde endlich angenommen, und Pompejus erhielt eine Voll-
0 Cicero entwirft in seiner Rede pro lege Manilia ein anschauli-
ches Bild von der Keckheit dieser Seeräuber.
2) So Plutarch im Leben des Pompejus, c. 25.
r\
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Extrahierte Personennamen: Manilia
Extrahierte Ortsnamen: Asien Syriens Italien Ostia Rom A._Gabinius Gabinia
284
§. 67. Casar s Ende,
Jetzt kehrte Cäsar als Herr und Gebieter des römischen
Reiches nach der Hauptstadt zurück und feierte hier wegen des
Sieges bei Munda, wiewohl er über Mitbürger gesiegt hatte,
gegen alle alte Sitte und Gewohnheit einen Triumph. Der
Senat aber, der ganz aus seinen dienstbaren Geschöpfen bestand,
ließ sich zur niedrigsten Schmeichelei herab und überhäufte den
Sieger mit unerhörten, zum Theil göttlichen Ehrenbezeugungen.
Man begrüßte ihn als Vater des Vaterlandes, decretirte ihm
ein Dankfest von fünfzig Tagen, ernannte ihn zum Dictator
auf Lebenszeit, zum Consul auf zehn Jahre. Der Ehrentitel
Imperator, der in der Regel nur dem siegreichen Feldherrn auf
der Wahlstatt verliehen wurde, sollte ihm für immer bleiben
und sogar in seiner Familie sich forterben. Außerdem ertheilte
man ihm das Recht, alle bisher vom Volke ertheilten Magistrate
zu ernennen und Münzen mit seinem Bilde zu prägen. Der frü-
Here Monat Quinctilis wurde nach ihm Julius genannt. Er hatte
die freie Verwaltung des Staatsschatzes, einen goldenen Sitz im
Senate und bei Gericht, eine Statue unter denen der alten Kö-
nige, eine unter jenen der Götter, mit der Inschrift: „dem un-
überwindlichen Gotte," ferner das Priesterthum, Götterkissen und
andere göttliche Ehrenbezeugungen. Über jedem Gipfel bürgen
licher und menschlicher Größe erhaben, ließ Cäsar es sich ange-
legen sein, die höchste Gewalt nur zum Wohle des Staates zu
verwenden, so daß er als Staatsmann und Feldherr gleich be-
wundert wurde. Nichts schien dem glücklichen Herrscher mehr
zu fehlen, als die königliche Krone; denn alle königliche Gewalt
besaß er schon in ihrem ganzen Umfange. Daß er auch nach
jener strebte, wurde bald bei einzelnen Vorgängen offenbar.
Als er einst bei dem Feste der Lupercalien in einem goldenen
Stuhle auf dem Markte saß, näherte sich der Consul Antonius,
fiel vor ihm nieder und überreichte ihm ein mit Lorbeer umwun-
denes Diadem. Als aber das Volk durch Schweigen seinen
Unwillen hierüber deutlich genug an den Tag legte, wies Cäsar
das Geschenk zurück, und nun hallte der Markt wieder vom
Jubel des Volkes. Noch einmal bot ihm Antonius die Krone
an, und noch ein Mal lehnte sie Cäsar unter noch lauterem
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Julius Cäsar Consul_Antonius Antonius Cäsar Cäsar Antonius Cäsar
302
trieben eilte er, für dessen Größe so viele Tausende von Ta-
pfern kämpften, kleinmüthig und verzagt, seiner verräterischen
Gebieterin nach. Vier Stunden noch hielt sich die Flotte, und
erst bei einbrechender Nacht ergab sie sich. Das Landheer, ge-
treu und kampflustig, harrte sieben Tage lang der Ankunft des
Triumvirs; aber er kam nicht. Da traten die Häupter, da
traten endlich Alle, weil sie sich verlassen sahen, zu dem er-
staunten Sieger über.
Octavian folgte den Geflohenen nach Ägypten. Hier rü-
stete sich Antonius noch einmal zur Gegenwehr und stellte seine
Streitmacht vor den Thoren von Alerandria auf; aber mit
Schrecken mußte er sehen, wie eine Schar nach der andern,
wahrscheinlich auf Geheiß der Cleopatra, zum Sieger über-
ging. Auch sie, die Treulose, verließ ihn jetzt. Sie verbarg
sich in dem schwer zugänglichen Begräbnißgewölbe, das sie sich
nach der Sitte ihrer Nation hatte erbauen lassen, und ließ das
Gerücht ausstreuen, daß sie sich den Tod gegeben. Bei dieser
Nachricht stürzte sich der Unglückliche, welcher nur für sie lebte,
in sein eigenes Schwert. Aber während er in seinem Blute
zuckend dalag, kam die neue Nachricht, Cleopatra lebe noch.
Nun ließ er sich nach dem Gewölbe zu ihr hintragen und starb
nach langen Zuckungen zu ihren Füßen. Als sie seiner entledigt
war, hoffte sie, wie schon die beiden andern, so auch den dritten
Herrn der Welt sich unterwerfen zu können und bot hiezu ihre
letzten Reize auf. Allein Octavian, welcher einzig darnach
strebte, die Pracht seines Triumphes durch jene berühmte Schön-
heit zu vergrößern, blieb kalt gegen sie und ließ sie heimlich
überwachen. Da sah die enttäuschte Königin den Tod für das
geringste der Übel an, welche ihr bevorstehen konnten. Sie ließ
sich in einein Korbe, heißt es, ein Paar giftige Schlangen
bringen, die mit Früchten bedeckt waren, um die Wächter zu täu-
tchen. Diese hielt sie sonder Grauen an ihre Brust und starb an
ihren giftigen Bissen. Ägypten ward jetzt (30) römische Provinz.
Nach dem Tode des Antonius, des letzten Nebenbuhlers,
stand Octavian als Alleinherrscher des Ungeheuern römischen Rei-
ches. Dasselbe erstreckte sich über die drei damals bekannten Welt-
theile hindurch, vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, vom
Rhein, von der Donau und dem schwarzen Meere bis an die
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Extrahierte Personennamen: Octavian Antonius Antonius Alerandria Cleopatra Octavian Antonius Octavian
95
setzten nun die Patricier, insbsondere die jüngeren und Freunde
des (Safo, ihre Störungen bei dem Abstimmen der Gemeinde
fort, so daß diese nicht zu Ende kommen konnte. Da erscholl
in einer Nacht plötzlich ein gewaltiger Kriegeslärm von der
Höhe des Capitols herunter. Ein mächtiger Sabiner, Herdo-
nius, hatte an der Spitze seiner Clienten und vieler römischen
Sklaven und Verbannten sich des Capitols bemächtigt. Sofort
riefen die Consuln das Volk zu den Waffen auf, allein die
Tribunen hielten es zurück und forderten, daß ihnen zuvor die
Genehmigung des Terentillischen Vorschlages zugesichert werde.
Als jedoch der Cónsul Valerius versprach, die Gesetzsache zu
unterstützen, zeigte sich das Volk zufrieden und zog mit zum
Sturme heran. Das Capitol wurde wieder erobert, und Her-
donius mit dem größten Thcilc seiner Truppen erschlagen. Aber
auch der Cónsul Valerius war im Kampfe gefallen, und Q.
Cincinnatus wurde an seine Stelle ernannt. Die Abgeordneten
fanden ihn beim Pfluge. Er suchte durch Standhaftigkeit und
Sanftmuth sich in seiner mißlichen Lage zu behaupten und den
Eifer der Tribunen in gehörigen Schranken zu halten. Als sein
Consulatjahr zu Ende war, kehrte er zu seinem Pfluge zurück.
Aber der Senat bedurfte bald wieder der Hülfe dieses ausge-
zeichneten Mannes. Sein Nachfolger im Consulate, Minucius,
hatte sich mit seinem Heere auf dem Algidus von den Äquern
einschließen lassen, und alle Rettung schien verloren. In die-
ser Noth schritt man schleunigst zur Wahl eines Diktators. Die-
selbe siel auf den Cincinnatus; und die Abgeordneten des Senats
überraschten ihn hiermit, als er eben wieder mit seiner ländlichen
Arbeit beschäftigt war. Der biedere Held zog aus, befreiete das
Heer, legte dann die Dictatur, nach sechzehntägiger Verwaltung,
sogleich nieder und kehrte zu seiner Feldarbeit zurück.
Bei dem Frieden nach Außem wurden die Bewegungen im
Innern um so stürmischer. Um dem Hauptantrage auszuwei-
chen, bewilligte man den Plebejern andere Vortheile, die sie in
der Zwischenzeit für sich beantragten. So wurde im Jahre 457
gestattet, daß statt der bisherigen fünf Tribunen nunmehr zehn,
je zwei aus jeder Klasse, erwählt wurden2). Im folgenden Jahre
2) Decem tribuni plebis creati sunt, bini ex singulis classibus.
Liv. Iii. 30.
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165
nieder. Durch diesen kleinen Vortheil empfahl er sich den Rö-
mern, so daß sie ihm, gegen alle hergebrachte Gewohnheit, gleiche
Macht mit dem Diktator selbst verliehen. Fabius fügte sich in
diesen Beschluß, wollte sich aber bei seiner Rückkunft zum Heere
nicht zu der wechselnden Führung des Oberbefehles verstehen,
sondern verglich sich dahin, daß Jedem ein besonderer Heerestheil
untergegeben sein sollte. Voll Freude eilte nun Minucius mit
seinem Heere den Berg hinunter, um den Hannibal anzugreifen
und zu schlagen. Dieser freuete sich nicht weniger und zog sich
zurück. Das hielt Minucius für Flucht und hastig war er hin-
ter ihm her. Aber ehe er es sich versah, war er zwischen Ber-
gen eingeschlossen. Da jammerte er und sah betrübt nach dem
Berge hin und sehnte sich zum Fabius zurück. Denn er wäre hier
gewiß mit seinem ganzen Heere umgekommen, wenn ihm nicht
der alte Fabius, der die Gefahr von den Höhen her bemerkt
hatte, eiligst zu Hülfe gekommen wäre. Sobald Hannibal diesen
herankommen sah, zog er sich zurück und sprach: „Endlich hat
doch die Wolke, die immer drohend auf dem Berge lag, ein Un-
gewitter gebracht *)." Der Erlösete erkannte nun beschämt des
Letzteren größere Besonnenheit an,, begrüßte ihn als Vater und
Erretter und begab sich des ihm eingeräumten Mitbefehles. All
gemein wurde nun das Verfahren des Fabius gerühmt, und der
frühere Schimpfname Cunctator war fortan sein Ehrenname-).
Für das folgende Jahr 216 wurden Ämilius Paulus
und Terentius Varro zu Consuln ernannt und unter ihren
Oberbefehl eine Heeresmacht von 80,000 Mann zu Fuße und
6000 zu Pferde gestellt, mit dem Aufträge, im günstigen Augen-
blicke eine entscheidende Schlacht zu wagen. Die Anführer dieser
außerordentlichen Heeresmacht waren einander sehr ungleich: Ämi-
lius Paulus kriegeskundig und besonnen, wie Fabius; Terentius
Varro aber übermüthig und verwegen wie Minucius. Voll un-
gestümen Kriegesmuthes verlangte er rasche Entscheidung, und 1 2
1) Hannibalem quoque ex acie redeuntem dixisse ferunt: lan-
dein ea in nubem, quae sedere in jugis niontium solita sit,
cum procella imbrem dedisse. Idv. Xxii, 30.
2) Von ihm sang daher der alte Dichter Enniuö: Unus homo uo-
bis cunclando reslituit rem; Non hie ponebat rumores ante salutem.
Ergo postqne rnagisque viri nunc gloria clarct. Cie. de off. I. 24.
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369
große Völkerschlacht vor, eine der mörderischsten, die je in Europa
geliefert worden ist. 160,000 Leichen beider Heere (darunter
der Westgothenkönig) deckten die Wahlstatt. Attila wurde in
seine Wagenburg zurückgedrängt, trotzte aber hinter dieser den
anstürmenden Feinden. Dann zog er, verheerend wie er ge-
kommen, über den Rhein nach Ungarn zurück, um während des
Winters zu einer zweiten wider Italien gerichteten Heerfahrt zu
rüsten. Er verlangte die Hand der Honoria nebst ihrem Erb-
theile, und brach, als beides verweigert wurde, im Jahre 452
über die unbewachten julischen Alpen in Italien ein. Er er-
oberte und vertilgte das blühende Aquileja; die Flüchtlinge aus
der Stadt und Umgegend verbargen sich auf den Felsen- und
Sandinseln (Lagunen) des adriatischen Meeres und legten hier
den Grund 'zu der Stadt Venedig. Dann folgte die Erstür-
mung von Mailand, Pavia, Verona, Padua und anderen Städten.
Unter fürchterlichen Verwüstungen zog der Hunne unaufhaltsam
vorwärts gegen die Hauptstadt selbst. Rom schien verloren.
Da nahm der Papst Leo den Bischofsstab in seine Hand und
zog an der Spitze der Geistlichkeit in feierlichem Zuge in das
hunnische Lager. Mit rührenden Bitten und Vorstellungen wandte
er sich an Attila. „Bedenke — sprach er — daß der Erste
der Apostel Rom in seinen mächtigen Schutz genommen hat.
Auch Alarich kam nach Rom: aber darum hat er frühen Tod
erlitten. Hüte du dich zu kommen!" Die ehrwürdige Gestalt
des Priestergreises, umgeben von dem Glanze seiner heiligen
Würde, und die ernste Mahnung, die er im Namen der Reli-
gion feierlich ausgesprochen hatte, flößten dem wilden Barbaren
Achtung und Ehrfurcht ein. Sein Herz ward erweicht. Er
nahm die ihm angebotenen Geschenke an und zog mit seinen
Horden nach seinem ungarischen Standlager zurück. Hier starb
er schon im nächsten Jahre, 453; ein plötzlicher Tod befreiete
die Menschheit von dieser Geißel. Sein Leichnam wurde unter
festlichem Gepränge in einen goldenen Sarg gelegt, dieser in
einen silbernen und beide in einen eisernen. Dann wurde er
unter kriegerischen Spielen und Gesängen begraben, am Grabe
aber alle Arbeiter umgebracht, damit Niemand verrathe, wo der
große Hunnenheld ruhe. Nach Attila's Tode zerfiel unter den
Kriegen seiner Söhne das große Hunnenreich, welches sich von
Wetter, Geschichte der Römer. Oa
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Attila Leo Leo Attila Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rhein Ungarn Italien Italien Venedig Mailand Pavia Verona Padua Apostel_Rom Rom
- I
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und salbte nach der Eingebung Gottes im Jahre 1095 vor Chr. den tapfern Jngling Sal aus dem Stamme Benjamin zum Könige.
Sal (10951055) regierte anfangs gut und glcklich und wurde daher geliebt und geehrt. Die alten Feinde seines Volkes schlug er siegreich zurck. Allein die Knigswrde machte ihn bald bermthig, das Kriegsglck raubschtig. Weil er Gottes Gebote verachtete, so verwarf ihn der Herr. In Folge eines neuen Auftrages ging Samuel hinab nach Bethlehem zu Jsai und salbte dessen jngsten Sohn, den frommen David, im Stillen zum Könige von Israel.
Seitdem Sal von Gott verworfen war, verfiel er in eine finstere Traurigkeit und Schwermuth; er hatte keine ruhige Stunde mehr. Man rieth dem unglcklichen Könige, er mchte, um sich aufzuheitern, einen geschickten Harfenspieler kommen lassen; und David wurde nach Hofe berufen. Oft schon hatte der gottselige Knabe, wenn er so einsam auf dem Felde bei seinen Lmmern sa und rund um sich her die Werke Gottes mit herzlicher Freude betrachtete, beim Klange der Harfe schne Lieder zur Ehre des Schpfers gesungen. Jetzt heiterte er durch das holde Saitenspiel des Knigs dstere Seele auf.
Jedoch bald sollte sich der Hirtenknabe durch eine entschlossene muthvolle That den Weg zum Knigsthrone bahnen. Gegen den mchtigen Riesen Goliath, der in furchtbarer Waffen-rftung dem ganzen israelitischen Volke Hohn sprach, trat khn der junge David auf, im leichten Hirtenrocke, seine Schleuder mit dem Steine in der Hand. Ein Schwung, und der treffende Stein streckte zum Erstaunen Aller den Riesen dahin. Jubelnd und frohlockend fhrte das Volk seinen jungen Sieger heim. Sanl, so sangen sie, hat tausend erschlagen, David aber zehn-tausend. Das verdro den König, und er fate einen Groll gegen David. Vergebens suchte dieser durch sein schnes Har-fenfpiel den König zu erheitern und alles Mitrauen zu ent-
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Extrahierte Personennamen: Benjamin Samuel David David Gott David David David David David David David David
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gottes Bethlehem Israel